Historie & Zukunft

Geschäftshaus im Wandel der Zeit

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Zeu­gen der Ver­gan­gen­heit: Die Schmuck­tafeln an der Fas­sade der MAGAZINHÖFE zeigen Put­ti und Tiere mit Attribut­en des Han­dels und Gewerbes.

Historische Spuren mit modernen Perspektiven

Die Mag­a­zin­straße mit den MAGAZINHÖFEN gehört zu den weni­gen Straßen im Quarti­er, die in ihrem seit dem 18. Jahrhun­dert existieren­den Ver­lauf auch nach dem Zweit­en Weltkrieg erhal­ten geblieben ist. Ursprünglich wurde sie Mitte des 18. Jahrhun­derts angelegt, um zu dem dort befind­lichen Stroh- und Heumagazin zu gelan­gen. Um 1780 diente der Stan­dort als königlich­es Fouragemagazin, von dem aus die Kaval­leriepferde mit Fut­ter und Stroh ver­sorgt wur­den. Im Zuge der immer dichteren Bebau­ung Berlins seit Ende des 19. Jahrhun­derts ent­standen auf dem Gelände erste Verwaltungs‑, Geschäfts- und Wohn­häuser – und schließlich das Gewer­be­haus Mag­a­zin­straße 6–7.

Schon als die heuti­gen MAGAZINHÖFE 1910/1911 erbaut wur­den, ließ der Unternehmer und Architekt A. Wol­len­berg (1874–1950) das Gebäude-Ensem­ble flex­i­bel für unter­schiedliche Büro und Gewer­be­nutzun­gen konzip­ieren. Eine kaufmän­nis­che Entschei­dung mit Weit­blick, denn bald arbeit­eten ver­schiedene Gew­erke in den großzügi­gen Räu­men des Gebäudes.

Anders als in den Anfang des 20. Jahrhun­derts über­all ver­bre­it­eten Fab­riken ent­standen die Waren in fach­män­nis­ch­er Han­dar­beit – fac­tum per manus, woraus sich der Begriff „Man­u­fak­tur“ ableit­et. Die Tra­di­tion­sspin­nerei Lin­de­nau & Pine­sohn, die feine Gar­ne für anspruchsvolle Kun­den her­stellte, zählte zu den ersten Mietern und wurde bere­its wenige Jahre später, im Jahr 1914, Eigen­tümer des Gewer­be­haus­es. Weit­ere Mieter zogen ein, etwa die Wäsche­man­u­fak­tur „Franken & Co. m.b.H.“, der Schürzen­mach­er „Henn, D.“ sowie der Knaben­garder­obe-Her­steller „Kauf­mann & Gold­schmidt“. Außer­dem fer­tigte „Carl Mar­tien­zen“ hier Zigar­ren, „Oppen­heimer & Com­per“ kreierte Kra­vat­ten, in den 30er-Jahren kamen die Hut­fab­rika­tion der „Gebrüder Feig“ und der Kon­fek­tions-Her­steller „Martha Luft“ hinzu.

Eine typ­is­che Man­u­fak­tur, in der Pro­duk­tiv­ität und Kreativ­ität zu Hause waren. Neben Funk­tion­al­ität, Großzügigkeit und Flex­i­bil­ität schenk­te der Bauherr dem Gebäude auch eine repräsen­ta­tive, mit Muschel­ka­lk­stein verklei­dete Fas­sade, welche mit ihren zwölf Schmuck­tafeln auf die Funk­tion des Gebäudes ver­weist. Sie zeigen Put­ti und Tiere mit Attribut­en des Han­dels und Gewerbes. Bis heute hat die Schmuck­fas­sade mit ihrer sach­lichen Gliederung und den durchge­hen­den Pfeil­ern nichts an Schön­heit, Einzi­gar­tigkeit und Flair ver­loren. Ide­ale Voraus­set­zun­gen, um jet­zt die Geschichte des Haus­es weit­erzuschreiben.