Architekt

Axthelm Rolvien

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Inter­view

Annette Axthelm
von Axthelm Rolvien

Was ist speziell bei der Sanierung der MAGAZINHÖFE die größte Herausforderung?

Was die Denkmalpflege ange­ht, befind­en wir uns aktu- ell in ein­er Über­gangsphase. Ich denke, in zwei, drei Jahren wird kein­er mehr in Frage stellen, ob man etwa Pho­to­voltaik auf ein Bau­denkmal set­zen darf oder ob auf his­torische Bestands­ge­bäude mod­erne Eta­gen auf- gesat­telt wer­den dür­fen. Momen­tan ist es lei­der noch schwierig, inno­v­a­tive und beson­ders auch nach­haltige Konzepte in Abstim­mung mit der Denkmalpflege zu rea- lisieren. Immer­hin gab es ein Erfol­gser­leb­nis: Es wurde erre­icht, dass wir zwei Innen­höfe absenken und entsie- geln dür­fen. Das wer­den wun­der­bare Rück­zug­soasen für kün­ftige Nutzer des Haus­es, die eine inten­sive Be- grü­nung des his­torisch schon immer ver­siegel­ten Grund­stück­es erlauben.

Gibt es spezielle Qualitäten und Vorzüge des Gebäudes?

Her­aus­ra­gende Merk­male der MAGAZINHÖFE sind ihre starke Ratio­nal­ität und Flex­i­bil­ität, kom­biniert mit Emo­tio­nen, die an vie­len Stellen im Haus punk­tuell ge- set­zt sind. Wie etwa im Haupt­trep­pen­haus, das ein wahres Schmuck­kästchen in der großen nutzungsneu- tralen Halle ist. Beson­ders ist auch die Ver­schwiegen- heit der Lage. Die MAGAZINHÖFE liegen mit­ten im Zen­trum und zugle­ich in ein­er Straße, die wie eine Pri- vat­straße wirkt. Hin­ter der his­torischen Fas­sade eröff- net sich dann über­raschend eine neue Welt: die groß- flächi­gen Räume und die schö­nen Innen­höfe. Span­nend ist auch die Zeit­fächerung der Architek­turstile im Um- feld. Und, man hat am Stan­dort eine Weite, die man bei einem inner­städtis­chen Grund­stück son­st nicht vorfind­et – mit einem riesi­gen Abstand zu den Nach- barge­bäu­den. Das ist eine beson­dere Qual­ität.

Wie genau sieht Ihr Konzept für die MAGAZINHÖFE aus?

All­ge­mein for­muliert, sind wir dabei, das Gebäude behut­sam mit ver­schiede­nen Maß­nah­men instandzuset­zen und für mod­erne Ansprüche hochw­er­tig zu erneuern. Die MAGAZINHÖFE besitzen mit ihrer Geschichte als ehe­ma­lige Spin­nerei eine ein­drucksvolle Großzügigkeit und Flex­i­bil­ität der Räume. Das Gebäude ist wun­der­bar klar struk­turi­ert mit ein­er zen­tralen Spiegelung um die Mit­telachse, mit Lichthof und den prächti­gen Innen­höfen. Auf dieser Basis kön­nen wir heute schöne große, nutzungsneu­trale Flächen für mod­ernes Arbeit­en schaf­fen. Wir freuen uns, ins­beson­dere über die Zusam­me­nar­beit mit Kar­dorff, die mit ihrem Lichtkonzept das Haus ein­drucksvoll insze­nieren wer­den.

Im Gebäude befanden sich früher verschiedene Betriebe des Textilgewerbes, darunter eine Spinnerei. Wie verarbeiten Sie diese Historie im Haus?

Die Struk­tur des Haus­es erzählt seine Geschichte fast schon ohne unsere Hil­fe – mit der Großflächigkeit der Räume und mit den Schmuck­tafeln an der Fas­sade, die Attribute des Han­dels und Gewerbes zeigen. Auch das rel­a­tiv kleine Haupt­por­tal zeugt davon, dass die MAGAZINHÖFE früher keine Repräsen­ta­tion­sauf­gabe übernehmen mussten. Das Haus war eine Man­u­fak­tur, ein Ort, wo Men­schen ihrem Handw­erk nachgin­gen. Wir belassen das so und set­zen statt auf Größe auf eine edle, schöne Mate­ri­al­ität, zum Beispiel bei der neuen Ein­gangstür.

Im Treppenhaus gibt es Fliesen mit Weintrauben-Motiv. Was hat es damit auf sich?

Ja, das ist in der Tat ein span­nen­des kleines Rät­sel der MAGAZINHÖFE. Ich kenne dieses Motiv, die Wein­trauben, den Bachus, den Gott des Weines, aus anderen Gebäu­den. Möglicher­weise han­delt es sich dabei um ein Sta­tussym­bol der Bauher­ren und Eigen­tümer, die damit aus­drück­ten, dass sie sich guten Wein und guten Stil leis­ten kon­nten. In jedem Fall sind die Trauben­fliesen ein char­mantes Detail des Haus­es.

Das Stue, Berlin

Ballindamm, Hamburg

Römischer Hof, Berlin